Screen2.0

 
 
 

archive // 2005.02.23 09:25:33 [her]

Musik-Tools #06: "iPod Shuffle" im Härtetest

Viel war im Vorfeld der Vorstellung auf der Macworld bereits über den ersten iPod ohne Festplatte durchgesickert. Dass er auf einem Flash-Speicher basieren wird zum Beispiel – daher kursierte er bei den einschlägigen Gerüchte-Sites als „iPod Flash“. Offen waren hingegen noch seine Speicherkapazität und natürlich seine Optik. Umso größer die Überraschung als Apple-Chef Steve Jobs dann einen winzigen USB-Stick ohne Display präsentierte. „Ohne Display?!“ fragte sich wohl so manch schockierter iPod-Fan – schliesslich war bisher immer der großzügig dimensionierte und detaillierte iPod-Screen neben dem unverwechselbaren Scrollrad das Merkmal, dass Apples Starprodukt vom Rest der Konkurrenz unterschied. Beim Ausprobieren des neuen iPod Shuffles wird aber schnell klar, dass es dem kleinen weitgehend gelingt aus der Not eine Tugend zu machen. Kurt Sehler macht für "Screen2.0" den Härtetest.

Klein und fein – der ideale Dauerbegleiter

Durch das fehlende Display ist der iPod Shuffle extrem klein und leicht, was ihn zu einem idealen Dauerbegleiter macht, der einfach immer dabei ist – beim Einkaufen, in der U-Bahn und seine Unempfindlichkeit gegen Erschütterungen qualifiziert ihn sogar optimal zum Joggen und andere Sportarten. Eigentlich ist der iPod Shuffle nur ein flacher, etwas breiterer USB-Stick, den man beim Tragen um den Hals mit der mitglieferten Kordel kaum bemerkt. Da er einen internen Akku besitzt, braucht der User nicht – wie bei der Konkurrenz meist üblich - mit handelsüblichen AAA-Batterien oder Akkus zu hantieren, welche die Player meist dicker und schwerer machen als es eigentlich sein müsste. Nach dem Auspacken aus der knallgrünen Verpackung wird der kleine iPod zunächst an den USB 2-Port des Mac oder Windows-PCs angestöpselt und er bekommt in etwa vier Stunden eine komplette Akkuladung. Wer den Player im späteren Gebrauch zwischendurch auflädt erhält in etwa 2 Stunden 80 Prozent Ladung. Den Zustand des Li-Ionen Akkus zeigt auch in vom USB-Port abgezogenen Zustand eine winzige Leuchtdiode unter dem weißen Plastikgehäuse auf Tastendruck an. Grün bedeutet voll, bei Orange sollte man den Player wieder an einem USB-Port mit Stromversorgung aufladen. Die offizielle Akkulaufzeit des iPod Shuffle gibt Apple 12 Stunden an. Und tatsächlich hielt er im Test lange durch; eigentlich verließ die Anzeige bei normalem Gebrauch von ein paar Stunden pro Tag und gelegentlichem Anstöpseln ans heimische iBook nie den grünen Bereich.

Synchronisieren mit iTunes

Für das Betanken mit Musik ist die Installation der neusten iTunes-Version, sowie des aktuellen iPod-Treibers von der mitgelieferten CD oder der Apple Website notwendig. Daraufhin erscheint der Shuffle wie andere iPod Modelle in der linken Leiste in iTunes. Fürs Bestücken gibt es mehrere Möglichkeiten: Die einfachste ist das automatische Füllen: Per Knopfdruck wählt iTunes per Zufall eine Anzahl von Songs aus der Bibliothek für den Player aus und beginnt sogleich mit dem Kopiervorgang. Mit aktivierter Option „Alles ersetzen“ löscht iTunes beim nächsten Synchronisieren den kompletten Inhalt auf dem Player und bestückt ihn mit einer neuen Zufallsauswahl. Da ein komplettes Betanken nur etwa 15 Minuten bei der 1 Gigabyte Version des Players in Anspruch nimmt kann der User so jeden Tag eine Auswahl aus seiner Bibliothek mitnehmen und freut sich so – trotz des begrenzten Speichers – über ein abwechslungsreiches Musikprogramm unterwegs. Auf den 1 Gigabyte fassenden Player passen um die 250 Songs, auf die kleinere Version mit 512 MB etwa die Hälfte. Wer sichergehen will, dass der Platz auf dem Shuffle optimal genutzt wird aktiviert zudem eine Option, die alle Dateien vor dem Übertragen auf das AAC-Format mit einer niedrigen Datenrate komprimiert, damit die Songs nur den geringst möglichen Platz, bei gleichzeitig guter Klangqualitität belegen. Dabei ist allerdings zu beachten dass sich der Kopiervorgang mit eingeschalteter Option deutlich verlängert. Wie erwartet beherrscht der iPod Shuffle die gleichen Formate wie der große iPod, also MP3, MP3 VBR, AAC, Protected AAC (aus dem iTunes Music Store, M4A, M4B, M4P), Audible (Formate 2, 3, und 4) und WAV. Wer etwas gezielter Musik auswählen möchte kann in iTunes Wiedergabelisten erstellen und diese mit dem Player synchronisieren. Auch das manuelle Kopieren per Drag and Drop aus der iTunes Bibliothek, sowie die Kombination der besprochenen Möglichkeiten funktioniert.

Klingt der Shuffle wie ein iPod?

Die kritischste und sicherlich interessanteste Frage beim iPod Shuffle dürfte der Klang sein. Dies ist neben dem schicken Design und der guten Bedienbarkeit einer der Hauptgründe für den Erfolg des großen Bruders. Der kleine kostet mit ca. 100 (512 MB) bzw. 150 Euro (1 GB) deutlich weniger, als die bisher erhältlichen Modelle – kann er den gleichen, guten Sound bieten? Er kann! Bei einem direkten Vergleich mit einem 40 Gigabyte iPod der dritten Generation konnten wir keine Abstriche im Klang erkennen. Ausgeliefert wird er mit den gleichen Standardkopfhörer wie die bisherigen iPod-Modelle, der allerdings mit einem kleinen Plastikschieber ausgestattet wurde, der Kabelgewirr verhindert. Diese sehr praktische Kleinigkeit boten bisher nur die separat erhältlichen inEar Earplugs von Apple. Die Bedienung des Shuffle ist simpel und intuitiv: An der Vorderseite befindet sich eine Steuerung, die an die des iPod mini erinnert, allerdings fällt das berühmte Scrolling weg. Statt dessen klickt sich der User mit dem Plastikring durch Songs oder wählt die Lautstärke. Mit der Playtaste drückt er „Start“ und „Pause“ oder schaltet die Tastensperre des Players ein. An der Rückseite befindet sich ein Schieberegler zum Einschalten – entweder in den Shuffle Modus für Wiedergabe per Zufall oder auf Mittelstellung für das Abspielen der Songs der Reihe nach. Mehr geht nicht und zu mehr ist der iPod Shuffle auch nicht gedacht. Wer vom ersten Song der Reihe nach bis zum hundertsten Song auf dem Player hüpfen will müsste entsprechend oft vorwärts klicken. Wer sich den Shuffle zulegt, muss sich im klaren sein, dass er sich nicht das Gerät zum gezielten Suchen einzelner Songs oder Alben kauft; Berieselung per Zufall, in der man ein paar mal vor- oder zurückspringt, ist Sinn und Zweck des Players.

Ebenfalls vermissen könnte man einen Equalizer zur Klangregelung, ganz geschweige von MP3- oder Sprachaufnahmefunktionen und anderen Extras. Dafür taugt er immerhin auch als das wonach er aussieht, als USB-Speicherstick. In iTunes lässt sich festlegen wie viel MB der Anwender als Datenspeicher opfern will. Auf dem Schreibtisch lassen sich dann per Drag and Drop Dateien auf dem Laufwerk ablegen.

Fazit: Apple ist es gelungen Einsteigern für einen fairen Preis einen iPod anzubieten, der sich auch wie ein echter iPod anhört und dessen Bedienung Spass macht. Zwar gibt es auch einige Abstriche, die aber im täglichen Gebrauch nicht negativ auffallen. Im Gegenteil: Der iPod Shuffle lohnt sich auch für Besitzer eines Festplatten-basierten Modells als Zweitgerät für Sport und andere Gelegenheiten, bei denen nicht gleich die komplette Musiksammlung dabei sein muss.

Wertung: 9 von 10 Punkten
+ Gute Klangqualität
+ Extrem leicht und klein
+ Lange Akku-Leistung
+ Beherrscht MP3, MP3 VBR, AAC, Protected AAC, Audible und WAV
+ In iTunes konfigurierbar als Speicherstick
– Keine interne Uhr (nötig für "Most Recently Played" Funktionen)
– Kein Equalizer

Profil

Produkt: iPod Shuffle (im Test: 512 MB)
Kapazitäten: 512MB bzw. 1 GB (im Test: 512-MB-Version)
Hersteller: Apple Computer, Cupertino, Kalifornien (USA)
Voraussetzungen: iTunes (Mac OS, Windows)
Preis: 98,99 Euro (512 MB) bzw. 149 Euro (1GB)
Vetrieb: Apple-Händler, Online Store
Weitere Infos: www.apple.de/ipodshuffle

 

Werbung