Screen2.0

 
 
 

archive // 2005.04.11 08:40:26 [her]

CS2 #04: Preview von „Photoshop 9“ aka „Photoshop CS2“, Teil 1

Adobes Bildbearbeitungs-Klassiker „Photoshop“, in 15 Jahren längst zum Standard in der digitalen Bildbearbeitung avanciert, erscheint in Kürze in einer erweiterten und verbesserten Version. Screen2.0 testete vorab eine Beta-Version von „Photoshop CS2“ (Codename „Space Monkey“).

Bereits seit 1990 verkauft der amerikanische Grafiksoftwarehersteller Adobe Systems seine Digital Imaging Software „Photoshop“ (die Entwicklung begann bereits Ende der 80er-Jahre), die sich primär an (semi-)professionelle Designer und Fotografen in den Bereichen Print, Web, Mobile und Video Content wendet. Mittlerweile liegt die Software in Version 9 vor und wird zusammen mit der „Creative Suite 2“ (CS2) bestehend aus den anderen Design-Produkten aus dem Hause Adobe (Indesign, Illustrator, Acrobat, VersionCue) vermarktet. Neu sind vor allem Features in den Bereichen Digitalfotografie, Dateiverwaltung und Workflow-Optimierung.

Über die Bestandteile der Suite sowie die neuen Features haben bereits vorhergehende Screen2.0-Artikel berichtet. Wir werden uns in diesem Artikel mit einer frühen Vorab-Version der Software (Code-Name „SpaceMonkey“) auseinandersetzen und die wichtigsten Features vorab kommentiert vorstellen.


1. Zentrale Verwaltung aller Assets mit Versionierung

Der in Photoshop 8 integrierte „Dateibrowser“ zum Sortieren von Bildern und Abruf aller Informationen zu den Bilddateien (etwa Dateigröße, Dateityp, Kamera-Modell, Belichtungseinstellungen, Aufnahmedatum und andere EXIF-Kameradaten) ist jetzt zu einem separaten Programm namens „Adobe Bridge“ geworden, das ab sofort alle Adobe-Dateien (Indesign-Seiten, Illustrator-Designs, Photoshop-Bilder, PDF-Dokumente, aber auch unkomprimierte RAW-Kameradateien) verwalten und anzeigen kann. Es ist ab sofort die Schaltzentrale der gesamten „Creative Suite“. Neben den Projektmanagement- und Versionierungs-Funktionen bietet die Software-Brücke nun auch „Adobe Stock Photos“ zum Online-Kauf von Bildern bei den großen Bildarchiven „PhotoDisc/GettyImages“, „Comstock“, „DigitalDivision“, „ImageShop“ und „Amana“ in die „Bridge“. Adobe hat der Software auch einen RSS-Reader spendiert, in der Hoffnung, dass diese Funktion bei der Akzeptanz der User weiter helfen kann. Denn natürlich lassen sich alle Adobe-Programme auch weiterhin ohne die Bridge benutzen. Weitere Funktionen wie ein Fotografen-Netzwerk sollen später dazu kommen.


2. Adobe macht Plug-in-Herstellern Konkurrenz: neue Digitalfoto-Werkzeuge

Gleich eine ganze Reihe neuer Features kam im Bereich Bildoptimierung hinzu. So gibt es ein neues „Smart Sharpen“ Tool, das wesentlich weniger Artefakte produziert als die alte Version, ein Modul zur Rauschreduzierung („Reduce Noise“), eine optische Linsenkorrekturfunktion („Optical Lens Correction“), sowie stark verbesserte Importfunktionen für RAW-Kameradaten.

Der Import unkomprimierter RAW-Daten diverser Digitalkameras und das Speichern der Daten im Adobe-eigenen „Digital Negative Format“ (DNG) wurden stark verbessert. Die Anpassungen können jetzt auch gleich über ganze Bildreihen mit ähnlichen Belichtungseinstellungen vorgenommen werden. „Camera Raw“ wird ständig weiter entwickelt und unterstützt jetzt die meisten heute am Markt verfügbaren Digitalkameras (siehe http://www.adobe.com/products/photoshop/cameraraw.html), im gegensatz zu anderen Plug-ins auch Kompaktkameras wie die Fuji F810. Dieses Modul wird von Thomas Knoll ständig erweitert, der bereits 1988 die Urversion von Photoshop programmierte, die er kurz darauf An Adobe verkaufte; er dürfte mittlerweile keine Geldsorgen mehr haben. Knoll arbeitet heute nebenbei immer noch für Adobe, dieses Kameramodul ist eines seiner persönlichen Steckenpferde.

„Optical Lens Correction“ kann mit einer Vielzahl von linsenbedingten Verzerrungen (Barrel und Pincushion Distortion, perspektivische Verzerrungen, Drehung des Horizontes, chromatische Aberration) umgehen und diese in Form eines einfach zu bedienenden Interface interaktiv beseitigen. Das Modul macht externe Plug-ins wie etwa „LensDoc“ von Andromeda Software allerdings nicht hinfällig, weil dort komfortabel mit Referenzpunkten gearbeitet wird, und hier mit Slidern für eine Vielzahl nicht besonders intuitiver Parameter.

„Shadow/Highlight“ erlaubt jetzt auch die Optimierung sehr dunkler/unterbelichteter (shadows) und sehr heller/überbelichteter Bereiche (highlights) in CMYK-Bildern, bei gleichzeitiger Kontrolle der Mitteltöne. Auch hier waren bislang externe Plug-ins wie Kodaks „Digital SHO“, „iCorrect EditLab Pro“ oder „PowerRetouche“ erforderlich.

„Reduce Noise“ erlaubt erstmals die Rauschreduzierung in Photoshop ohne die Verwendung von Fremdanbieter-Plug-ins wie „dfine“ oder „Kodak Digital GEM“. Die Funktion ist in der Lage, sowohl Bildrauschen als auch Körnung kontrolliert zu reduzieren. Auch aus der JPEG-Kompression resultierende Artefakte können mit dieser Funktion beseitigt werden. Die Rauschreduzierung kann aber nicht an die in Screen2.0 vorgestellten Fremd-Plug-ins wie „NeatImage“ heranreichen; hier ist und bleibt weiterhin externe Software empfehlenswert.

„Smart Sharpen“ ist eine wesentlich „intelligentere“ Funktion als Schärfen durch „unscharf maskieren“, das Ränder verwaschen ließ und von Profis schon seit langem gehasst wird. Hier wurde statt dessen auf Plug-in-Erweiterungen anderer Hersteller wie „nik Sharpener Pro“ oder „PowerRetouche“ zurückgegriffen, die aber nach wie vor deutlich mehr Optionen bieten.

Das „One-Click Redeye Tool“ erlaubt es, mit einem einzigen Klick rote Augen in Blitz-Bildern zu beseitigen; weitere Optionen bieten die Kontrolle über die Pupillengröße und über die Art des Abdunkelungseffektes. Es können damit nicht nur rote Augen (Menschen, sondern auch grüne Augen (Tiere) beseitigt werden. Das Feature wendet sich eher an Einsteiger. Profis werden wohl weiterhin auf den Entfärben-Schwamm zurückgreifen, der ebenso zuverlässig funktioniert.

 

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