Screen2.0

 
 
 

archive // 2006.10.12 08:39:53 [hh]

Im Interview: "iCalamus"-Herausgeber Ulf Dunkel

Mit Ulf Dunkel, Inhaber von Invers Software, der Herausgeber-Firma der deutschen Publishing-Software "Calamus SL", sprach Screen2.0 über deren neueste rahmenorientierte Print-Publishing-Software "iCalamus" für Mac OS X.

Seit 1991 arbeitet der gelernte Kaufmann Ulf Dunkel als selbständiger Softwareentwickler und DTP-Dienstleister. 1994 gründete er mit zwei anderen DTP-Profis den Inversmedia Verlag. Sie brachten das DTP-Magazin "invers" heraus. Hauptthema des Magazins war das DTP-Programm "Calamus SL" für Atari und Windows.

1997 erhielt Inversmedia die Vertriebsrechte für "Calamus SL". Ulf Dunkel spaltete 1998 den Software-Vertrieb vom Verlagsbereich ab. Seit der Zeit entwickelt und unterstützt er mit seiner Firma Invers Software "Calamus SL" und zahlreiche Module, die seit damals entstanden sind, kontinuierlich weiter. Mit "DSD.net" gründete er 2002 eine weitere Software-Vertriebs-Plattform. 2002 kaufte invers Software die Rechte von "Calamus SL" (siehe News).

Screen2.0: Herr Dunkel, was genau ist "iCalamus" und wer steckt hinter dieser neuen Mac-Software?

Ulf Dunkel: iCalamus ist der neue Publisher für Mac OS X, den wir in den letzten drei Jahren komplett neu entwickelt haben. iCalamus wurde hauptsächlich von Michael Monscheuer und Michael Kammerlander entwickelt.

Screen2.0: Wie wollen Sie "iCalamus" gegen
professionelle DTP-Systeme wie Adobes "Indesign" oder "Quark Xpress" und
semiprofessionelle Tools wie "Ragtime" positionieren?

Dunkel: Das wird die Zeit zeigen. Wir zielen gar nicht konkret auf diese oder jene Zielgruppe, sondern sind so frei wie iCalamus. Die Leute, die jetzt schon mit iCalamus arbeiten, kommen aus ebenso vielen verschiedenen Anwenderkreisen und Fachgebieten, dass es für uns wirklich spannend ist, zu sehen, was die User mit iCalamus in Zukunft so alles anstellen werden.

Die Frage nach Professionalität eines Produkts stellt sich für mich dann, wenn Leute beginnen, damit professionell Geld zu verdienen und Dinge in Profi-Qualität zu produzieren. Das wird mit iCalamus genauso möglich sein, wie es auch jetzt schon möglich ist, mit XPress oder Indesign schlechte Drucksachen abzuliefern.

Screen2.0: Die aktuellen Funktionen sind schon ziemlich beeindruckend. Wird die Mac-Version einen ähnlichen Funktionsumfang aufweisen wie die ST- und Windows-Versionen?

Dunkel: Calamus SL ist ein 15 Jahre gereiftes Produkt mit einer Vielzahl an Modulen. iCalamus kann dennoch schon in der Version 1.0 in einigen Bereichen viel mehr. In anderen wird iCalamus nachholen, auch mit Modulen. Dinge, die nicht mehr benötigt werden, werden wir nicht einbauen.

Ich denke, dass iCalamus in einer Version 2.0 den SL schon in vielen Bereichen in den Schatten stellen wird oder zumindest gleichzieht.

Screen2.0: Der Vorläufer für Windows und Atari ST, "Calamus SL", glänzt vor allem durch seine vielfältigen Module für Spezialaufgaben. Wie werden Module in "iCalamus" integriert?

Dunkel: Die jetzt sichtbaren Module sind in der Oberfläche integriert und werden nicht explizit in eigenen Umgebungen aufgerufen. Der Tracer wird im Inhalt-Inspektor aufgerufen und steht für Bild-Rahmen und PDF-Rahmen zur Verfügung.

[Anm. d. Red.: siehe iCalamus-Handbuch: man.icalamus.net/ de/ 03050202.htm und man.icalamus.net/ de/ 03050204.htm, dort jeweils unter "Transparenzbasierte Outline erzeugen".]

Screen2.0: Für "Indesign"- und "Quark Xpress"-Nutzer werden die Tastenkürzel sehr gewöhnungsbedürftig sein. Gibt es denn eine Möglichkeit, diese zu ändern?

Dunkel: In der 1.0 noch nicht. Leider.

Screen2.0: Wie exportiere ich PDFs aus "iCalamus"? Über den Drucker-Treiber von MacOS X?

Dunkel: Ja, dort sind alle Einstellmöglichkeiten.

Screen2.0 In ihrer Launch News ist die Rede vom eleganten PDF-Import. Wie genau darf man sich das vorstellen?

Dunkel: Der Import wird über den Ablage-Menüpunkt "Platzieren" ausgeführt. Man kann nicht nur Bilder, sondern eben auch PDF und andere Formate zum Platzieren wählen. Elegant wird's z.B., wenn Sie ein mehrseitiges PDF importieren wollen:
- Neues Dokument anlegen
- Ablage: Platzieren
- PDF auswählen
- mit der Maus einen Rahmen aufziehen
- Nachdem die erste PDF-Seite dort sichtbar wird,
mit gedrückt gehaltener [Ctrl]-Taste auf die Piping-Symbole links
und rechts am Rahmen klicken und im PopUp-Menü jeweils
"Automatische Verkettung ..." wählen.
- Im Seiten-Inspektor "Neue Seiten einfügen" wählen:
- 20 Seiten nach Seite 1 einfügen, dabei Layout von Seite 1 übernehmen.
- Fertig ist ein 20seitiger PDF-Import.

Screen2.0: Wann wird ein gedrucktes Handbuch für die Software zur Verfügung stehen?

Dunkel: Darauf wollen wir erstmal verzichten, weil wir wissen, dass das die wenigsten Leute wirklich lesen. Andererseits erhöht es den Preis des Produkts, was dann für wenige Sammler und "Ich-hab-einen-dicken-Karton-gekauft"-Kunden die anderen preislich mittragen müssen.

Wir beobachten die Nachfragen nach gedruckten Handbüchern (Sie waren jetzt gerade der Zweite von allen) und werden ggf. irgendwann gedruckte Handbücher auflegen. Viel lieber aber wollen wir Tutorial-Bücher machen oder von anderen Verlagen machen lassen.

Ansonsten setzen wir auf digitale Manuals. Die iCalamus-Hilfe ist im Programmpaket integriert und zeigt, sofern Ihr Rechner online ist, sogar bevorzugt die echten Online-Seiten auf unserer Website.

Screen2.0: Ist denn eine Unterstützung der Pfad-Bearbeitung von platzierten EPS- und PDF-Dokumenten geplant?

Dunkel: Wir haben das noch nicht konkret geplant, aber die Wunschliste wird naturgemäß immer länger.

Screen2.0: In welcher Form werden Sie die Open Source Community und Dritt-Entwickler einbinden?

Dunkel: Wir werden die Modul-Schnittstelle in Kürze veröffentlichen und eine ODA (Open Development Area) einrichten, so dass Dritt-Entwickler kommerzielle oder freie Module für iCalamus entwickeln können.

 

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