Screen2.0

 
 
 

reviews // 2011.08.17 08:01:58 [hh]

Im Test: automatisch komponieren und arrangieren am PC mit "Ludwig 3"

Ein bemerkenswertes Stück künstlicher Intelligenz: "Ludwig 3" (Windows, 50 Euro) aus dem Hause Chessbase (Hamburger Hersteller von Schachsoftware wie "Fritz") ist in vielerlei Hinsicht eine unkonventionelle Software. Das Windows-Tool erlaubt das automatische Komponieren und Arrangieren basierend auf einer Melodie und einem Stil. Ludwig kann dabei übrigens auch eigene Melodien komponieren. Screen2.0 schaute sich an, wie sich die Software im Praxis-Einsatz bewährt.

These: Komponieren ist wie Schach spielen

Bemerkenswert erscheint, daß "Ludwig" für seine automatische Komposition und Arrangement eine Baumsuche mit Bewertungsfunktion verwendet, ganz ähnlich wie es auch Schachprogramme wie "Fritz" tun. Bei der Suche probiert die Software eine ganze Reihe plausibler Melodie- oder Begleit-Fortsetzungen aus und wählt dann mithilfe einer Bewertungsfunktion die beste Variante aus.

"Band-in-a-Box" vs. "Ludwig"

Ähnlich wie bei "Band-in-a-Box" (über diese Software berichten wir seit langem ausführlich) kann "Ludwig 3" vollautomatisch Begleit-Arrangements für eine Melodie (sogar ohne die Akkord-Angaben) generieren. Die Arrangements sind akzeptabel bis bemerkenswert gut ausgeführt, allerdings anders als bei "Band-in-a-Box", das auf Tracks realer Musiker basiert, hier komplett ohne Groove, ganz metrisch hundertprozentig korrekt, so daß das abgespielte Resultat oftmals ziemlich unnatürlich klingt. Und das obwohl "Ludwig 3" sehr gute eigene MIDI-Sounds mitliefert. Die exportierten MIDI-Tracks können natürlich in anderen Programmen wie etwa "Cubase" oder "GarageBand" weiter verwendet werden.

Tracks, Loops und Notenblätter generieren

Aus diesem Grunde ist die Software anders als "Band-in-a-Box" nicht geeignet, um etwa einfach lizenzfreie Musik oder Loops zu generieren. Bei unseren Tests haben wir es nicht geschafft, generierte Stücke als WAV oder MP3 zu rendern. Hier hat "Band-in-a-Box" mit seinen "Real Tracks" eindeutig die Nase vorn.

Rechtlich sind Sie mit den erstellten Stücken laut Hersteller immer auf der sicheren Seite: "Sie können alle Musik beliebig verwenden. Ludwig erhebt keine Ansprüche auf die Rechte. Bitte beachten Sie nur, dass keine Rechte Dritter bei aktuellen Liedern verletzt werden."

Zwei Varianten: "free" und "premium"

Wer "Ludwig" zunächst ausprobieren will, der kann sich eine kostenlose Testversion laden, welche allerdings keine Speichermöglichkeiten bietet. Die Vollversion ("premium") schlägt mit 50 Euro zu Buche.

Systemvoraussetzungen

Als Systemvoraussetzungen nennt der Hersteller PC ("Windows XP", "Windows Vista", "Windows 7") mit mindestens 1 MB RAM, 2GHz Prozessor (Pentium oder AMD), Soundkarte, sowie 700 MB freiem Speicherplatz auf der festplatte (für die Sounds). Ein Dual Core Prozessor wird empfohlen.

Fazit: gutes Arrangier- und schlechtes Produktions-Tool

Wer Software zum Üben braucht oder Computer-Hilfe beim Arrangieren von Musik, dem mag "Ludwig 3" eine gute Hilfe sein. Wenn Sie allerdings vollautomatisch Tracks oder Loops generieren wollen, dann sind Sie hier falsch. Insgesamt spricht die Software sicher eher Amateure als Profis an. Was für "Band-in-a-Box" galt, das gilt natürlich auch hier: auch diese Software kann keine Kreativität ersetzen, sondern bestenfalls mit Handwerk im Sinne eines Werkzeugs behilflich sein.

Direkter Link: www.komponieren.de

 

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